Mal ehrlich, ist ein Fetisch pervers?

In Bezug auf Sex taucht das Wort „Fetisch“ mit am häufigsten in der Googlesuche auf. Die Menschen wollen einfach alles über sexuelle „Tabuthemen“ wissen. Und dabei sind Fetische viel weiter verbreitet, als Du es Dir vielleicht vorstellen kannst.

Falls Du mehr über das Thema im Allgemeinen, die Definition oder über den Fetisch Deines Partners erfahren willst, dann bist Du hier genau richtig.

Was ist ein Fetisch?

Ein Fetisch ist das sexuelle Verlangen nach einem Objekt, einem Körperteil oder einem bestimmten Material, das man braucht, um sexuell erregt zu werden. Gewöhnlich bezieht sich diese Fixierung auf etwas Nicht-Sexuelles, wie beispielsweise Füße, Latex, Leder, Spanking, Schuhe, usw. Fetische liegen in der Sexualität einer Person. „Die meisten Menschen werden durch irgendetwas sexuell erregt, häufig durch etwas wie Dessous, Brüste oder sexy Kleidung“, sagt Lucy Rowett, die als zertifizierter Sex Coach und Sexologin arbeitet.

Manche Fetische sind nicht so ausgeprägt, dass sich das ganze Sexleben ständig um sie dreht. Vielleicht hast Du zwar einen Lederfetisch, aber Du BRAUCHST das nicht zwingend, um in Fahrt zu kommen. Es hilft einfach dabei – und das sogar sehr. Sexualität ist ein derart großes Feld, dass wir einfach keine konkreten, unflexiblen Aussagen darüber machen können, ohne irgendwie in die Klemme zu geraten. Menschen erfahren Fetische völlig individuell und in unterschiedlicher Intensität.

Zu den häufigsten Fetischen gehört unter anderem Voyeurismus (das Verlangen, anderen beim Sex zuzusehen), Exhibitionismus (die Lust, beim Sex beobachtet zu werden), Füße, Latex, Gummi, Spanking, Bondage und Dessous für Frauen. Falls Dein Fetisch hier jetzt nicht dabei ist, bedeutet das nicht, dass er irgendwie unnatürlich oder ungewöhnlich ist.

fetish

Sind Fetische normal? Oder bin ich pervers, wenn ich einen habe?

Fetische sind völlig normal und Du solltest Dich auf keinen Fall schämen, wenn Du einen hast. Wir sind so darin gefangen, andere Menschen für ihre sexuellen Vorlieben zu verurteilen, dass es echt kein Wunder ist, dass die Leute Bedenken haben, sich sexuell auszuleben. Fetische im normalen Rahmen sind ein Verlangen nach Dingen, die normalerweise nicht in einem sexuellen Kontext stehen. Weichen die Dinge aber vom gesellschaftlichen Drehbuch ab, dann werden die Menschen nervös.

Unser Ziel hier ist es, die Schande über Bord zu werfen. Du bist keineswegs verrückt. Ok, vielleicht schon irgendwie, aber hey, Verrückte haben mehr Spaß im Leben.

Fetische sind normal, solange sie nicht in ein sozial gesehen unangebrachtes Territorium übergehen.
(Jennifer B. Rhodes, Psychologin)

Das bedeutet, ein Fetisch ist normal (und völlig in Ordnung, ihn in das Sexleben zu integrieren), solange Du ihn mit zwei (oder mehreren) einwilligenden Erwachsenen auslebst. Solange es für Dich und Deine(n) Partner ok ist, ist alles bestens.

Es gibt einen Unterschied zwischen Fetisch und BDSM

Häufig wird Fetisch mit BDSM in einen Topf geworfen und das kann zu Verwirrung führen. Sowohl Fetisch als auch BDSM fallen unter den Begriff „Kink“. Kink ist alles außerhalb von klassischem Sex oder „Vanille-Sex“. Darunter versteht man wiederum ganz gewöhnlichen, schnörkellosen Sex ohne den Einsatz von Toys, etc. Die meisten Menschen lieben sich auf diese Weise und das ist völlig ok. Menschen stehen nun mal auf verschiedene Dinge.

Manche üben abwechselnd Kink und BDSM aus, aber während BDSM als eine Art Lifestyle angesehen wird, ist ein Fetisch etwas, das mehr oder weniger präsent sein muss (oder in Pornos vorkommen muss), um erregt zu werden. Fetische sind definitiv kinky, haben aber nicht immer einen Bezug zu BDSM. Beispiel: Du kannst einen Leder-, Spanking-, oder Bondagefetisch haben, aber Du musst keinen Fetisch haben, um BDSM zu praktizieren. Verstanden?

Darüber hinaus geht es bei Fetischen in der Regel um ein nicht-sexuelles Objekt, während bei BDSM eher Machtausübung und Rollenspiele im Vordergrund stehen. „Bei BDSM geht es um das Spiel mit Dominanz und Unterwerfung“, erklärt Rhodes. „Es ist oft verbunden mit Bondage in unterschiedlichem Maße und es können auch psychologische Spiele mit eingebunden werden, bei denen man mit Erniedrigung und Machtaustausch spielt.“

Stell Dir doch einfach mal ein Venn-Diagramm vor: Die beiden Kreise sind Fetisch und BDSM, die Schnittstelle in der Mitte ist Kink.

leather fetish

Was kann ich tun, wenn mein Partner nicht mitzieht?

Wenn es um Fetische geht, taucht oft die Angst auf, dass der Partner nicht mitmachen will oder uns deswegen sogar ablehnt. Was kannst Du also machen, wenn Du einen Fetisch ausleben möchtest, den Dein Partner selbst so gar nicht hat?

Keine Frage, das ist ein heikles Thema, das in einer Beziehung zu Reibung führen kann, wenn man nicht gut damit umgeht. Der Tipp von Sex Coach Lucy Rowett: „Frage Deinen Partner direkt nach den tiefsten Ängste und Abneigungen in Bezug auf den Fetisch und ob er sich darüber freuen würde, wenn Du das Ganze lieber für Dich selbst als Teil Deiner Selbstbefriedigung oder in Deiner Fantasie ausleben würdest.“

Die Sache ist die: Nicht jedem wird das gefallen, was Dir gefällt. Es ist wichtig, mit Deinem Partner ganz offen über Ängste, Beschwerden und Bedürfnisse zu sprechen, um eine praktikable Lösung zu finden. Einen Partner zu haben, der nun mal kein Interesse an Fetischen hat, bedeutet nicht das Ende Deiner Beziehung oder Deines Sexuallebens. Es bedeutet lediglich, dass es vielleicht etwas anders aussieht, als Du es erwartet hast.

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Autor

Gigi Engle ist Sexologin, zertifizierte Sexcoachin und feministische Autorin. Als Expertin setzt sie sich für Sex Education, Masturbation und Sextoys ein. Sie unterrichtet auch Schulklassen in den Bereichen sexuelle Gesundheit und Selbstvertrauen. Gigi schreibt für unterschiedliche Publikationen, darunter SELF, Elle, Refinery29 und verfasst regelmäßig eine Ratgeberkolumne, namens Ask Gigi. Ihr erstes Buch, All The F*cking Mistakes: a guide to sex, love, and life, debuts erschien im Januar 2020.