Cuffing Season? Nichts für emanzipierte Frauen!

cuffing season o diaries

Als würde es in der Welt des Dating nicht schon genügend Trend-Begrifflichkeiten gibt, ist nun ein neuer Anglizismus auf dem Vormarsch: „Cuffing Season“. Was sich genau hinter diesem Phänomen verbirgt erklären wir.

In unserem kleinen Dating-Glossar sind wir bereits auf die seltsamsten aktuellen Trends der zwischenmenschlichen Begegnungen eingegangen – von Ghosting bis hin zu Gatsbying. Jetzt, wo der Winter da ist, taucht nun ein neuer Begriff auf. Die Rede ist von „Cuffing Season“: Sinnhaft ins Deutsche übersetzt bedeutet das so viel wie  „Gemeinsam überwintern“. Denn statt von Bar zu Bar zu ziehen, machen wir es uns in der kalten Jahreszeit lieber auf der Couch gemütlich. Was einem da noch fehlt? Na klar, ein Partner oder eine Partnerin zum Kuscheln. Deswegen suchen sich Singles in der „Cuffing Season“ – also in der Zeit zwischen Herbst und Frühling – ganz gezielt jemanden, mit dem sie die dunklen Tage verbringen. So vermeidet man ganz elegant das unangenehme Gefühl von Einsamkeit.

Soweit, so seltsam: „Cuffing“ (das englische Wort „cuff“ heißt übersetzt Handschelle) spielt darauf an, dass Paare sich bewusst „aneinander ketten“, um die dunkle Jahreszeit nicht alleine zu durchlaufen (oder vielleicht eher zu „durchstehen“?). Denn gerade die Weihnachtsfeiertage und die Zeit zwischen den Jahren ist für manche Singles eine eher unliebsame Zeit. Sobald die Tage dann wieder länger werden, das Leben open-air stattfindet und die ersten Blumen sprießen, trennt man sich einvernehmlich und geht wieder geschiedene Wege.

Singlesein kann heilsam sein – und muss nicht bedauert werden

Dabei ist „Cuffing“ an sich kein neues Phänomen. Dass man im Winter plötzlich vermehrt das Bedürfnis nach Zweisamkeit haben, ist menschlich. Aus gutem Grund verzeichnen Singlebörsen zu Beginn des Winters die höchsten Zahlen an Neuanmeldungen. Auch melden sich dann oftmals ehemalige Affären. Und Tinder wird noch mehr als sonst zum Jagdgebiet für einsame Stunden.

Doch das Phänomen beschreibt, wie ich finde, auch eine rückwärtsgewandte Denke. Denn Single zu sein bedeutet noch lange nicht, einsam zu sein. Fünf Jahre lang war ich Single. Und bei aller Liebe: In unserer Gesellschaft gibt es kaum etwas Schlimmeres, als eine Frau, die Single ist. Sie muss sich bedauern, bedrängen  und pathologisieren lassen. Dabei war mein fünfjähriges Singledasein heilsam und lehrreich: Ich lernte, dass es niemals gut oder gesund ist, wenn man sich erst durch eine Partnerschaft komplett fühlt. Ganz egal, welche Jahreszeit gerade ist. Mehr noch: Ich lernte, das Alleinesein zu zelebrieren und nicht als Einsamkeit wahrzunehmen. Was mich jetzt, in einer Beziehung, umso gelassener macht.

womanizer Liberty

Womanizer LIBERTY

Egal, wo man es sich in der kalten Jahreszeit gemütlich macht, LIBERTY ist ein toller Begleiter.

we-vibe Nova 2

We-Vibe Nova 2

We-Vibe Nova 2 ist ein Toy, das sich in die Achtsamkeitsroutine integrieren lässt.

Starke Frauen sprechen sich gegen den Cuffing Season-Trend aus

Mit dieser Meinung stehe ich glücklicherweise nicht alleine da. Ich bekomme von vielen starken Frauen Rückhalt: „In einem Zeitalter, in dem Sextech so konzipiert ist, dass man spektakuläre klitorale Orgasmen erleben kann, ist die Idee der „Cuffing Season“, die einem Wärme und Orgasmen im Winter suggerieren soll, veraltet“, findet beispielsweise Bryony Cole, die erfolgreich den Podcast „Future of Sex“ betreibt und Expertin für Sextoys ist. Bryony plädiert vielmehr dafür, sich jederzeit und immer die Freiheit zu nehmen, vibrierende Orgasmen zu erleben, wann immer man die Lust dazu verspürt.

Die Feministin und Autorin Gigi Engle findet die Idee der „Cuffing Season“ sogar abstoßend: „So etwas sollte in einer Welt, in der Frauen sich ihre sexuelle Autonomie erkämpfen, keinen Raum haben. Es ist durchaus möglich, ein glückliches und erfülltes Leben als Single haben.“ Gigi rät dazu, es sich einfach an kalten Winterabenden mit seinem Toy gemütlich zu machen und sich bei einer kleinen Binge-Watching-Pause einen garantierten Orgasmus zu gönnen. „Und wer die Lust verspürt, ein wenig zu Kuscheln, kann sich auch einfach an den besten Freund oder die beste Freundin schmiegen.“

„Das Fundament von einem gesunden sexuellen Verhältnis ist die Fähigkeit, sich und seine eigene Sexualität zu huldigen“

Zugegeben: In einer festen Partnerschaft zu sein, ist etwas Wunderschönes. Wer aber alleinstehend ist, sollte nicht bedauert werden – und sich erst Recht nicht aufgrund von fallenden Temperaturen schnell einen Partner oder eine Partnerin suchen. „Das Fundament von einem gesunden sexuellen Verhältnis ist die Fähigkeit, sich und seine eigene Sexualität zu huldigen“, erklärt Courntey Cleman, die Beziehungs-Coach und Co-Founder des New Yorker The V.Club ist. „Mit Hilfe von Masturbation erlernt man einerseits, wie der eigene Körper funktioniert und andererseits, wie man seine eigene Sexualität auslebt – und zwar mit oder ohne Partner.“

Deswegen: Anstatt sich in eine nichtssagende Zweckpartnerschaft den Winter über zu stürzen, raten wir lieber dazu, ein, zwei Mal mehr selbst Hand anzulegen. Das Daten ganz aufgeben muss man ja nun auch nicht.

Das könnte dich auch interessieren

Analsex: Die richtige Vorbereitung

So langsam aber sicher ist Analsex in unserer Gesellschaft kein Tabu mehr. Richtig so! Dennoch: Damit vor allem das erste Mal anal für beide ein lustvolles Erlebnis wird, ist eine gewisse Vorbereitung sinnvoll. Wir haben die wichtigsten Punkte zusammengestellt.

Mehr anzeigen

Bewertungen
Wie hat Dir der Artikel gefallen?4
Bewerte diesen Artikel

Autor

Frieda arbeitete für mehr als 10 Jahre als Journalistin. Sie schrieb über Osterrezepte und Stilikonen, über den menschlichen Stoffwechsel und Michelin-besternte Restaurants. Kurzum: Sie schrieb über alles. Bis auf Sex. Und das aus gutem Grund. Lange hielt Frieda sich für durchschnittlich sexuell und überließ das Expert*innenwissen lieber anderen. Bis eine Trennung sie bewog, die Pille nach 14 Jahren abzusetzen. Da war Frieda 28. Und erst zu diesem Zeitpunkt entdeckte sie ihre wunderbare Sexualität neu. Und ihre wahre, echte, hungrige, einzigartige Libido. Seitdem praktiziert sie Sex nicht nur auf eine ganz neue Art und Weise. Sie schreibt und spricht auch darüber. Und war noch nie so erfüllt wie heute!