Blasenentzündung

Blasenentzündung - alleine das Wort treibt vielen Frauen - und auch einigen Männern - den Schweiß auf die Stirn. Eine Blasenentzündung (auch Zystitis oder Cystitis) ist äußerst unangenehm. Brennen beim Wasserlassen und häufiger Harndrang sind typische Symptome, die Betroffenen zu schaffen machen. Zudem können starke Krämpfe auftreten. In den allermeisten Fällen ist eine Blasenentzündung harmlos und schnell auskuriert. Hier erfahrt Ihr, welche Symptome außerdem auf eine Blasenentzündung hinweisen, wer besonders gefährdet ist und mit welcher Behandlung man sie wieder loswird!

Was ist eine Blasenentzündung?

Viele wissen es aus eigener Erfahrung: Eine Blasenentzündung ist schmerzhaft. Umfragen zufolge hat mehr als jede dritte Frau ein- oder mehrmals im Leben unter einer Blasenentzündung gelitten. Männer sind seltener davon betroffen, was aber nicht heißt, dass es sie überhaupt nicht treffen kann. Doch was ist so eine Blasenentzündung eigentlich?

Üblicherweise handelt es sich bei der Blasenentzündung um eine Infektion der Harnwege mit Bakterien. Viren, Parasiten oder Pilze sind dagegen eher selten im Spiel. Die Keime gelangen meist von außen über die Harnröhre in die Blase und führen dort zu einer Entzündung und Reizung der Blasenwand. Verkühlung und eine geschwächte Immunabwehr – etwa durch andere Krankheiten – begünstigen den Infekt.

Andere Erreger einer Zystitis können zum Beispiel Staphylokokken, Streptokokken, Klebsiellen oder auch Pilze wie die Hefe Candida albicans sein. In äußerst seltenen Fällen können auch Viren oder Parasiten die Blase reizen.

Manchmal können auch andere Ursachen zu einer Blasenentzündung führen. So kann es zum Beispiel als Nebenwirkung bestimmter Medikamente oder durch eine Bestrahlung zu einer Zystitis kommen.

Blasenentzündung Symptome

Eine leichte Blasenentzündung macht sich unter Umständen nicht sofort erkennbar. Klassische Symptome sind Schmerzen beim Wasserlassen, erschwertes Wasserlassen (es kommen oft nur wenige Tropfen raus), ständiger Harndrang, Brennen im Unterleib, Krämpfe.

Es können daneben aber auch weitere Symptome auftreten. Dazu gehören:

  • Trüber Urin, der unangenehm riecht
  • Bei Frauen kann Ausfluss auftreten. Das bedeutet, dass sich die Infektion auf die Vagina ausgebreitet hat
  • Manchmal kommt es zu Rückenschmerzen, was darauf hinweist, dass die Entzündung auf die Nieren, bei Männern auch auf die Prostata ausgeweitet hat
  • Ist die Blasenentzündung schwerwiegender, kann es zu Fieber kommen
  • In seltenen Fällen kommt es zu Blut im Urin.

Blasenentzündung beim Mann

Statistiken zufolge bekommt nur einer von hundert Männern einmal im Leben eine Blasenentzündung. Im Vergleich zu Frauen sind sie also äußerst selten betroffen. Dieser Unterschied ist anatomisch bedingt. Mit bis zu 20 Zentimetern ist die Harnröhre des Mannes deutlich länger als die der Frau, die nur eine Länge von zwei bis vier Zentimetern hat. Das macht es den Bakterien schwerer, bis zur Blase hinaufzusteigen.

Obwohl sich Männer also deutlich seltener eine Blasenentzündung zuziehen, ist sie  dafür häufig hartnäckiger.

Blasenentzündung beim Mann: die Ursachen

Die Ursache für eine Blasenentzündung sind in der Regel Escherichia-coli-Bakterien oder Enterokokken, die in der natürlichen Darmflora des Menschen vorkommen. Diese Bakterien können über die Harnröhre in die Blase gelangen und verursachen dann eine meist schmerzhafte  Blasenentzündung. Da auch die Harnröhre häufig betroffen ist, bezeichnet man die Blasenentzündung auch als Harnwegsinfektion. Begünstigt wird die bakterielle Infektion beim Mann durch folgende Umstände:

  • eine schwache Immunabwehr
  • Kälte im Beckenbereich, zum Beispiel durch zu langes Sitzen auf einem kalten Untergrund oder eine nasse Badehose
  • mangelnde Hygiene,
  • häufigen Sex
  • eine vergrößerte Prostata

Allen voran stehen mangelnde Hygiene und häufiger Geschlechtsverkehr. Sie begünstigen die Übertragung von Bakterien am ehesten. Kälte im Beckenbereich beeinträchtigt die Durchblutung im Becken und trägt so zur Vermehrung der Keime bei. Diese Ursachen gelten für eine Blasenentzündung beim Mann genauso wie bei der Frau. Eine spezifisch männliche Ursache für eine Blasenentzündung ist hingegen die Prostata. Doch warum ist das so?

Mit zunehmendem Alter vergrößert sich die Prostata des Mannes. Das führt zu einer Harnröhrenverengung und letztlich dazu, dass der Urin beim Wasserlassen nicht mehr vollständig aus der Blase fließen kann. Der in der Blase verbleibende Restharn bildet einen Nährboden für Bakterien, was wiederum eine Blasenentzündung begünstigt.

Die Prostatavergrößerung ist völlig normal, wenn der Mann älter wird und setzt in der Regel im Alter von 50 Jahren ein. Das ist ein möglicher Grund dafür, dass bei Männern ab dem 60. Lebensjahr verstärkt Blasenentzündungen auftreten.

Blasenentzündung bei der Frau

Es ist ungerecht, aber es ist so: Frauen leiden wesentlich öfter an Blasenentzündungen als Männer. Schuld sind daran wohl unter anderem die kurze Harnröhre der Frau (circa 4 Zentimeter im Gegensatz zu 20 bis 25 Zentimeter beim Mann) sowie die Nähe des Harnröhrenausgangs zum After.

Eine Blasenentzündung bei Frauen wird zudem begünstigt durch:

  • Immunschwäche und bestimmte Stoffwechselstörungen (zum Beispiel Diabetes)
  • Häufiger Sex: Flitterwochen-Blasenentzündung (englisch: "honeymoon-Zystitis") ist eine Bezeichnung für eine Blasenentzündung bei jungen Frauen, die sexuell sehr aktiv sind. Der Grund: Auch beim Geschlechtsverkehr können Bakterien in die Harnröhre und von dort in die Blase gelangen.
  • Schwangerschaft: In der Schwangerschaft verändert sich der Hormonhaushalt. Eine unschöne Folge davon ist, dass sich die Harnwege ausweiten und Keime daher leichter in die Harnröhre eindringen können.
  • Harnstau oder Restharn in der Blase: Ein Harnstau kann verschiedene Ursachen haben. Unter anderem können eine Prostatavergrößerung, Harnröhrenverengung, Harnsteine oder ein Tumor die Harnwege einengen und dafür sorgen, dass der Urin nicht richtig oder nicht vollständig abfließen kann. Staut sich der Harn oder bildet sich ein "Urinsee" am Boden der Blase, finden Bakterien darin einen perfekten Nährboden. Die Folge: wiederkehrende Harnwegsinfektionen

Sonderformen einer Blasenentzündung

Während eine einfache, unkomplizierte Zystitis entweder spontan ausheilt oder unter der richtigen Antibiotikatherapie bereits nach wenigen Tagen verschwindet, kann es in ungünstigen Fällen zu Komplikationen kommen. Dazu gehören unter anderem:

  • Die wiederkehrende Blasenentzündung (rezidivierende Zystitis): Bei Menschen, die besonders oft eine Blasenentzündung haben, sprechen Ärzte auch von einer chronischen oder rezidivierenden Zystitis.  Dafür müssen mindestens zwei Blasenentzündungen pro Halbjahr oder drei pro Jahr auftreten., damit das der Statistik entspricht. Auch hierbei treten (wie bei einer einfachen Blasenentzündung) Symptome einer Blasenreizung wie Brennen beim Wasserlassen auf. Im Unterschied zur normalen Zystitis sind bei der wiederkehrenden Form öfter auch untypische Erreger die Auslöser, weshalb eine Urinkultur zur Keimbestimmung sinnvoll ist). Durch die rechtzeitige Behandlung von einfachen Blasenentzündungen mit Antibiotika kann man das Risiko für eine wiederkehrende Zystitis reduzieren.
  • Nierenbeckenentzündung: Die Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) ist eine gefährliche Komplikation der Zystitis. Sie entsteht, wenn die Erreger von der Blase über die Harnleiter weiter zu den Nierenbecken aufsteigen. Die Nierenbecken sind eine Art Sammeltrichter und beschreiben die Stelle, an der die Harnleiter von den Nieren abgehen. Hier wird der von den Nieren abgefilterte Primärharn aufgefangen. Bei der Pyelonephritis ist außerdem auch ein Teil des Nierengewebes entzündet.

Blasenentzündung: Diagnose

Treten Symptome wie Schmerz beim Wasserlassen und ständiger Harndrang auf, wird der Arzt zunächst eine genaue Anamnese erstellen. Anschließend wird Fieber gemessen und eine Urinprobe abgegeben.

Der Arzt untersucht den Urin dann mit Hilfe eines Harnstreifentestes. Mit einer Veränderung der Farbe zeigt dieser an, ob ganz bestimmte Stoffe im Harn vorhanden sind. Getestet wird der Urin unter anderem auf:

  • weiße Blutkörperchen (Leukozyten): Sie zeigen eine Entzündungsreaktion an.
  • Nitrit: Das ist ein Stoffwechselprodukt der Bakterien. Es ist normalerweise nicht im Urin enthalten. Seine Anwesenheit weist also darauf hin, dass sich auch Keime im Harntrakt befinden.

Sind die Symptome klar und weisen sie auf eine unkomplizierte Harnwegsinfektion hin, genügt der Harnstreifentest, um die Diagnose Blasenentzündung zu stellen und eine Therapie einzuleiten. Um zu ermitteln wie viele und welche Bakterien im Urin enthalten sind, wird der Harn im Labor untersucht. Das ist in erster Linie bei einer wiederkehrenden oder komplizierten Blasenentzündung sowie in der Schwangerschaft wichtig, damit der Arzt gezielt mit der Behandlung beginnen kann. Gleiches gilt für Blasenentzündungen, die sich trotz Antibiotika nicht bessern. Die im Harn enthaltenen Bakterien werden als Urinkultur auf einem Nährmedium angezüchtet. Dabei wird auch ermittelt, welche Antibiotika am besten gegen den Erreger helfen. Das Ergebnis bekommt der Arzt zwar erst nach etwa zwei Tagen, aber falls es notwendig ist, kann er die Therapie dann entsprechend anpassen.

Was tun bei Blasenentzündung?

Behandlung von unkomplizierten Blasenentzündungen

Wer an einer einfachen Blasenentzündung leidet und diese rechtzeitig behandelt, kann es zunächst einmal mit Hausmitteln versuchen. Das kann die Symptome lindern und die Entzündung rasch eindämmen. Dazu gehört unter anderem:

  • Viel trinken, am besten zwei bis drei Liter pro Tag. So werden die Keime möglichst schnell ausgespült
  • Nieren- und Blasentees trinken, denn diese enthalten unter anderem Bärentraubenblätter, denen eine antibakterielle Wirkung nachgesagt wird
  • Wärme hilft? Eine Wärmflasche, eine warme Sitzunterlage, eine heiße Badewanne können die Schmerzen lindern, da Wärme entkrampfend wirkt. Zudem entspannt sich die Blase

Ärztliche Behandlung von komplizierten Blasenentzündungen

Bei einer bakteriellen Blasenentzündung sind Antibiotika, die Symptome rasch und effektiv zu beseitigen, unerlässlich.  Von der Art der Infektion hängt ab, welches Präparat verschrieben wird. Häufig verschriebene Wirkstoffe sind beispielsweise Fosfomycin oder Nitrofurantoin. In der Regel müssen die Tabletten drei bis zehn Tage eingenommen werden, es sei denn, es handelt sich um ein Medikament, bei dem eine einmalige Einnahme ausreichend ist.

Wichtig: Das Medikament  muss auf jeden Fall so lange eingenommen werden, wie es ärztlich verordnet wurde. Bei zu frühem Absetzen kann der Infekt unter Umständen wiederkehren. Nach einem Tag Antibiotikatherapie sollten sich die Beschwerden bereits gebessert haben. Nach drei bis fünf Tagen ist auch der Urinbefund wieder unauffällig. Bei immer wieder auftretenden Infekten sollte unbedingt ein sogenanntes Antibiogramm, also eine Testung auf die Resistenzlage der Bakterien erfolgen. Dies ist erforderlich, um ein passendes Antibiotikum zu finden. Durch häufige Antibiotikatherapie können manche Bakterien eine sogenannte Resistenz, also Unempfindlichkeit gegen manche Medikamente entwickeln.

Haben Pilze die Blasenentzündung ausgelöst, wird der Arzt pilztötende Mittel (Antimykotika) verordnen. Dies ist allerdings eher selten der Fall. Bei starken Schmerzen können zusätzlich krampflösende Medikamente, wie zum Beispiel Butylscopolamin, hilfreich sein, um die Blasenmuskulatur zu entspannen.

Einer Blasenentzündung vorbeugen

Eines ist klar: Eine Blasentzündung braucht kein Mensch. Daher ist es gut, dieser Qual rechtzeitig vorzubeugen. Und das ist gar nicht schwer, wenn man folgende Tipps beachtet:

  • Mindestens 1,5 Liter pro Tag trinken. Aber bitte beachten: Wer sich zum Beispiel bei Herzerkrankungen an eine vom Arzt verordnete Trinkmenge halten muss, sollte diese natürlich nicht überschreiten.
  • Regelmäßig aufs Klo: Die Blase regelmäßig und vor allem vollständig entleeren, ist wichtig. Frauen, die zu Blasenentzündungen neigen, können versuchen, ob es Ihnen hilft, nach dem Sex innerhalb von 15 Minuten Wasserzulassen. Keime, die zu einer Infektion führen könnten, werden so ausgespült.
  • Richtig säubern - von vorne nach hinten: Bei der Reinigung nach dem Stuhlgang immer von der Scheide zum After wischen. Das verringert das Risiko, dass Bakterien aus dem Magen-Darmtrakt in die Harnröhre gelangen.
  • Dir richtige Wäsche - Baumwollunterwäsche tragen und diese bei 60° waschen: Das macht den meisten Keimen den Garaus. Die Slips sollten zudem nicht zu eng sitzen, um eine Reizung des Schambereiches zu vermeiden.
  • Regelmäßige Intimhygiene: Den Schambereich am besten nur mit warmem Wasser (ohne Seife!) waschen.
  • Eine Frage des Verhütungsmittels: Für Frauen, die zu Blasenentzündungen neigen, sind bestimmte Verhütungsmittel geeigneter als andere. So ist von mit Spermiziden versehenen Kondomen, spermiziden Cremes und mechanischen Verhütungsmitteln wie dem Diaphragma oder der Spirale wohl eher abzuraten.
  • Kalte Füße vermeiden und feuchte Badeanzüge gleich nach dem Schwimmen ausziehen: So wird eine Unterkühlung vermieden.

Blasenentzündung durch Sex

Wie bereits erwähnt, kann häufiger Geschlechtsverkehr Blasenentzündungen auslösen. Stichwort: Honeymoon-Zystitis. Das ist im Übrigen keine spezielle Art der Zystitis. Er leitet sich lediglich von der Tatsache ab, dass Paare beispielsweise in einem frisch verliebten Zustand oder in ihren Flitterwochen vermehrt Geschlechtsverkehr haben und in diesem Zeitraum Risiko einer Blasenentzündung durch Sex höher ist.

Übrigens steigt das Risiko eines Infekts, wenn die Frau das erste Mal mit einem neuen Geschlechtspartner (oder einer neuen Geschlechtspartnerin) hat. Die Bakterien des neuen Partners/der neuen Partnerin kann die weibliche Intimflora in ein Ungleichgewicht gelangen.

So kann man Blasenentzündung durch Sex vorbeugen

Es gibt natürlich Möglichkeiten, der Blasenentzündung durch Sex vorzubeugen. Zum Beispiel, indem man nach dem Sex rasch die Toilette aufsucht. So werden Erreger, die eventuell in die Harnröhre gelangt sind, direkt wieder ausgespült. Am besten immer schön ausreichend Wasser trinken, damit man nach den Bettspielen auch pinkeln kann. Wer sich dem Analsex hingegeben hat, sollte nicht direkt im Anschluss ohne Kondom vaginalen Verkehr haben. Denn die Gefahr, dass an dem Penis Keime haften, ist dann recht hoch. Generell helfen Kondome, vor Infektionen zu schützen. Wer allerdings in einer Beziehung ist, möchte ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr so gerne zu den Überziehern greifen. Daher hier noch ein Tipp: Gleitgel in der Region rund um den Harnröhreneingang kann zudem helfen. Dann haben es die Bakterien schwer,  in die Harnröhre einzudringen und die Blase zu entzünden.

Und was tun, wenn die Blasenentzündung durch Sex nicht abgewehrt wurde?

Dann hilft in der Regel: Abwarten und Tee trinken. Und zwar im wahrsten Sinne. Spezielle Blasentees in rauen Mengen helfen dabei, die Keime aus dem System zu spülen. Wärme hilft ebenfalls – durch Wärmflasche und Sitzbäder. Viel Schlaf und Ruhe ist zudem angesagt. Und auf keinen Fall sollte der Harndrang unterdrückt werden. Also: Gebt Euch Eurem Schicksal hin. Sollte die Blasenentzündung nicht nach einer Woche kuriert sein, sollte ein*e Arzt/Ärztin aufgesucht werden. Und wer kann, verzichtet auf Sex. Aber Hand aufs Herz: Das ist eigentlich keine Option.