Slow Sex: Was steckt hinter dem Trend?

slow sex

„Kann die Beziehung retten“ – „Lustvolle Langsamkeit zu Zweit“ – „Megatrend“ – „Wenn jede Berührung kribbelt“: im Netz schwirren zahlreiche vielversprechende Aussagen über den neuen Trend namens Slow Sex umher. Doch was steckt dahinter? Und bringt die besondere Sexpraktik Zärtlichkeit wirklich auf eine neue Ebene? Dem sind wir auf den Grund gegangen.

Von wegen schnelle Nummer und Jagd nach dem nächsten Orgasmus: Slow Sex ist das genaue Gegenteil. Hier geht es vor allem um jede Menge Zeit, intensiven Blickkontakt und die gemeinsame Lust auf erotische Neuentdeckungen. Die Methode soll helfen, den Alltag zu entschleunigen und zugleich eine tiefe Verbindung zum Partner aufzubauen. Vor allem für Langzeit-Paare ist Slow Sex – so sind sich die Experten sicher – eine großartige Möglichkeit, um ihrer Liebe wieder neues Leben einzuhauchen. Denn das Besondere: Nicht ein Orgasmus ist das Ziel. Stattdessen geht es darum, den Körper des anderen ganz bewusst zu entdecken – und ganz bewusst zu genießen.

Die Filmindustrie gaukelt uns immer wieder vor, dass ultimativer Sex leidenschaftlich, heiß und immer mit einem gemeinsamen Höhepunkt enden muss.

Worum geht es beim Slow Sex?

Ähnlich wie bei den Trends „Slow Food“ und „Slow Travel“ geht es also um Entschleunigung. Die meisten Menschen fühlen sich in unserer heutigen Gesellschaft einem enormen Leistungsdruck ausgesetzt. Das bezieht sich nicht nur auf den Beruf, sondern strahlt auch bis in das Beziehungsleben. Diana Richardson, Paarberaterin aus Südafrika und Namensgeberin des Trends, erklärt jedoch, dass gerade die körperliche Liebe mit zwei Menschen nur durch mehr Muße gewinnt: Und nicht immer durch Beschleunigung. Slow Sex sei „sicher nicht die Art heißer Sex, wie wir ihn aus den Medien kennen“, erklärt Richardson im Interview. Hier hätten die meisten noch falsche Vorstellungen im Kopf. Denn: Die Filmindustrie gaukelt uns immer wieder vor, dass ultimativer Sex leidenschaftlich, heiß und immer mit einem gemeinsamen Höhepunkt enden muss. Dabei wird gerade die Leidenschaft oftmals mit Hektik verwechselt.

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Die Penetration wird zweitrangig

Zögert auch das „Eindringen“ ein wenig hinaus. Beim üblichen Liebesakt ist die Penetration meist der Hauptteil, beim Slow Sex tritt dies in den Hintergrund. Eine entscheidende Rolle ist, eine bequeme Position zu finden, in der sie lange verharren können: Beispielsweise Löffelchen oder eine scherenartige Haltung. Wenn Ihr bequem liegt, kann er eindringen.

Erlebt die gemeinsame Verbindung und denkt bestenfalls nicht daran, was danach kommt. Genießt einfach das Gefühl, ineinander zu sein. Lasst schnelle Stoßbewegungen erst einmal aus und legt immer wieder kurze Pausen ein. Malt Euch stattdessen aus, wie ihr Euch gegenseitig zum Höhepunkt bringt.

Nach dem Slow Sex ist vor dem Slow Sex

Beim konventionellen Sex entladen die Paare ihre zuvor aufgebaute Energie – und gehen meist rasch wieder in den Alltag über, greifen zum Smartphone oder schauen einen Film. Beim Slow Sex wirst Du merken, dass Du Dich danach vitaler als vorher fühlst. Es geht darum, auch danach noch aufmerksam dem Partner gegenüber zu sein. Berührt Euch also nach dem Hauptakt weiter und „verabschiedet“ Euch voneinander. Bedankt Euch im Stillen oder direkt und schätzt schlichtweg, was Ihr gerade gemeinsam erlebt habt. Kurzum: Lasst Euch auch an dieser Stelle Zeit.

Zugegeben: Ob Slow Sex nun wahrlich jedermanns Sache ist, kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden. Wohl aber klingt die Idee, sich dem Partner voll und ganz zu widmen, wunderbar. Insbesondere in einer Zeit, in der sich die Welt scheinbar immer schneller dreht. Wir sagen: Ausprobieren. Und wie bei jeder Sex-Praktik gilt auch hier: Erlaubt ist, was gefällt.

Slow Sex auf einen Blick:

Das braucht Ihr:

  • Natürliche jede Menge Zeit und Ruhe. Also noch einmal: Smartphone aus und am besten keine Termine mehr für den Tag oder den Abend vornehmen!
  • Scheut Euch nicht vor intensivem Blickkontakt. Denn das gehört zum Slow Sex dazu!
  • Gemeinsame Bereitschaft und Lust auf erotische Neuentdeckungen. Bei dieser besonderen Praktik geht es nun einmal um die absolute Akzeptanz des eigenen Körpers und des Körpers des anderen. Versucht es doch mal mit einem Sextoy wie beispielsweise dem Womanizer Premium eco

Und das braucht ihr nicht…

  • Eine Erektion oder gar Lust. Das ist das wunderbare an der Trend-Praktik: Die Lust aufeinander kommt während ihr miteinander spielt. Verabredet Euch und schaut, wie sich der Appetit langsam steigert. Das ist das Schöne am Slow Sex!
  • Zu viel Energie. Wenn Du aufgekratzt bist, ist die Sexualpraktik vielleicht nichts für Dich. Denn es geht darum, sich langsam und nicht zu schnell zu fühlen. Dafür wirst Du Dich nach dem eigentlich Akt umso vitaler fühlen!

Slow Sex: Schritt für Schritt

#1: Die Streicheleinheiten

Ihr begebt Euch auf Entdeckungsreise. Das bedeutet im Klartext: Ihr streichelt, liebkost, küsst und massiert Euch. Geht mit Händen, Füßen, Fingerspitzen und Eurem Mund vor. Aber bitte langsam…und vergesst dabei nicht, Euch immer wieder in die Augen zu schauen.

Kein Körperteil bleibt dabei unerforscht. Arbeitet Euch beispielsweise langsam vor: Beginnt bei den Zehen, geht über die Füße, die Waden, Kniekehlen zu den Pobacken und den Intimbereich. Aber haltet Euch hier nicht zu lange auf, sonst greift ihr vor.

Es geht weiter: Die Wirbelsäule hoch bis hin zum Nacken, den Ohrläppchen und den Kopf. Widmet Euch den erogenen Zonen des Körpers. Alles ist erlaubt, solange ihr Euch Zeit lasst.

Dabei zählt all das beim Slow Sex bereits als Sex – und dient dazu, die erotische Spannung bis ins Unermessliche zu steigern. Ihr haltet es nicht mehr länger aus? Gut so! Dann könnt Ihr Euch jetzt dem nächsten Schritt widmen!

#2: Wechselt die Position

Beim Slow Sex geht es nicht um absurde Sexpositionen oder wilde Kamasutra-Stellungen. Viel wichtiger ist es, dass ihr Euch in der Stellung beide entspannen könnt. Sprich: ihr solltet Euch bequem hinlegen und so positionieren, dass ihr lange aushaltet…

Hier ein kleiner Exkurs der besten Stellungen für Slow Sex

  • Der bestürzte Engel: Eine gemütliche Löffelchenstellung mit angewinkelten Beinen. Der Partner kann von hinten eindringen und gleichzeitig die Brüste massieren, den Hals liebkosen…und ihr seid Euch besonders nahe.
  • Magic Mountain: Die eine Partnerin bettet sich auf einem großen Berg Kissen. Perfekt für all jene, die es gerne „von hinten“ mögen.
  • Missionarsstellung: Ganz egal, ob sie oben liegt, oder er. Der Klassiker eignet sich perfekt für Slow Sex…denn Ihr habt ganz nahen Körperkontakt und könnt Euch gleichzeitig die ganze Zeit in die Augen schauen. Umschlingt Euch und macht es Euch bequem.

Aufgepasst: Ganz egal, für welche Sexstellung ihr Euch letztendlich entscheidet. Auch hier ist Langsamkeit oberstes Gebot. Heftige Stoßbewegungen sind hingegen Tabu. Lasst Euch Zeit und genießt das Gefühl, dass ihr Euch ganz nah seid…

Auch kurze Erektionspausen sind vollkommen okay – und ja, sogar erwünscht! Denn das bedeutet, ihr könnt weiterhin stundenlang miteinander Slow Sex praktizieren und genießen.

#3: Der Höhepunkt…oder?

Wir haben es bereits betont. Beim Slow Sex geht es nicht in erster Linie um den Orgasmus des Partners oder der Partnerin. Sondern um den Prozess. Den Weg dorthin. Die Achtsamkeit.

Das bedeutet aber nicht, dass ein Höhepunkt bei dieser Sexpraktik vollkommen außen vor gelassen werden muss! Könnt ihr es also nicht mehr zurückhalten, lasst Euch fallen und genießt den Orgasmus. Doch aufgepasst: Der kann nach so einem langen Aufbau ganz schön intensiv auffallen.

Kommt der Höhepunkt nicht oder hast Du ganz generell Orgamusschwierigkeiten, ist das auch nicht weiter schlimm. Nehmt einfach die Intensität der Bewegungen wahr und genießt dieses einzigartige Gefühl der Erregung. Ob nun mit Orgasmus oder ohne: Beim Slow Sex werdet ihr vor Lust fast durchdrehen. Und das ist das Wunderbare daran…

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Autor

Frieda arbeitete für mehr als 10 Jahre als Journalistin. Sie schrieb über Osterrezepte und Stilikonen, über den menschlichen Stoffwechsel und Michelin-besternte Restaurants. Kurzum: Sie schrieb über alles. Bis auf Sex. Und das aus gutem Grund. Lange hielt Frieda sich für durchschnittlich sexuell und überließ das Expert*innenwissen lieber anderen. Bis eine Trennung sie bewog, die Pille nach 14 Jahren abzusetzen. Da war Frieda 28. Und erst zu diesem Zeitpunkt entdeckte sie ihre wunderbare Sexualität neu. Und ihre wahre, echte, hungrige, einzigartige Libido. Seitdem praktiziert sie Sex nicht nur auf eine ganz neue Art und Weise. Sie schreibt und spricht auch darüber. Und war noch nie so erfüllt wie heute!