Tabuthema Menstruation: Lass uns übers Bluten reden

taboo subject menstruation

Einmal im Monat ist es so weit – ich blute. Ich habe Krämpfe und Schmerzen und meine Emotionen tanzen Cha-Cha-Cha. Ich bin damit zum Glück nicht alleine – neben mir haben die Abermillionen anderen Frauen ebenfalls ihre Menstruation. In allen gesellschaftlichen Sphären, in denen wir uns bewegen, bluten also zu jedem Zeitpunkt Frauen. Dennoch ist die Menstruation ein Tabuthema – Schluss damit!

Social-Media Kampagnen und Menstruationsbeauftragte engagieren sich für einen freien Umgang mit der monatlichen Regelblutung.

Wann wurde die Menstruation zum Tabuthema?

Es ist absurd – die Menstruation der Frau ist ein entscheidender Bestandteil der Fruchtbarkeit und somit auch der Entstehung von Leben. Dennoch wird nur hinter vorgehaltener Hand darüber gesprochen. Beim Kauf von sogenannten Damenhygiene-Artikeln laufen die Käuferinnen hochrot an und nach einem Tampon wird nur im Flüsterton gefragt.  Schlimm genug, dass kaum darüber gesprochen wird – viel schlimmer noch – die Regelblutung der Frau ist für manche ekelhaft, unhygienisch, peinlich, schmutzig. Unser guter alter Freund – die Werbeindustrie, hat mal wieder einen entscheidenden Teil dazu beigetragen, dass die Menstruation zum Tabuthema wurde. In Werbespots wird das Menstruationsblut als klare blaue Flüssigkeit dargestellt und hat wohl gar nichts mit dem tiefroten Blut zu tun, dass die Frau ausscheidet. Eine große Industrie verdient Geld daran Wegwerf-Artikel wie Tampons oder Damenbinden zu produzieren. Da spielt es den Produzenten in die Karten, wenn die Blutung für ekelig gehalten wird und über Alternativen darf schon gar nicht gesprochen werden.

Aktivismus gegen die Tabuisierung der Menstruation #periodpositive #bloodnormal

Zum Glück gibt es mittlerweile nachhaltige und hygienische Produkte, wie die Menstruationstassen. Und zum Glück gibt es Frauen, die nicht länger hinnehmen wollen, dass dieses gesellschaftlich so wichtige Thema tot geschwiegen wird. Die Britin Chella Quint ist Comedian, Aktivistin, Pädagogin, Künstlerin und Initiatorin der Bewegung, die sich für einen offenen Umgang mit der Menstruation einsetzt. Mit der Initiative #periodpositive plädiert sie für einen offenen Diskurs in Sachen Menstruation. Aufklärung an Schulen oder die Entwicklung von wiederverwendbaren Monatsprodukten sind die Eckpfeiler der #period-positive-Charta. Es ist absolut wichtig, dass sich Frauen nicht länger schämen über ihre Periode zu sprechen. Der selbstbewusste Umgang mit den biologischen Prozessen der Frau verbessert das Sexleben und ist essentiell, wenn es um das Thema Reproduktionsgesundheit geht. Deswegen sind auch Trends wie „Free Bleeding“, wo es um den gänzlichen Verzicht auf „Hygieneprodukte“ geht, so begrüßenswert.

Tabuthema Menstruation:“Ich blute – na und?“

Wir sollten die Periode als das sehen was es ist: Ein biologischer Reproduktionsprozess  – nichts ekeliges oder abnormales. Mich persönlich fasziniert meine Menstruation fast. Der Zyklus erinnert mich an meine Fruchtbarkeit und meine Weiblichkeit. Ich habe die Möglichkeit Leben zu gebären und das ist wohl das größte Wunder der Menschheit. Die Tage während der Menstruation sind für mich Tage der Reinigung, des Wachstum und des Loslassen. Ein neuer Zyklus beginnt. Ich will nicht leugnen, dass ich Schmerzen und Krämpfe empfinde. Ich bin launisch und kämpfe ebenso mit negativen Emotionen wie absoluten Hochgefühlen. Es ist doch lächerlich, dass die Menstruation wie eine Krankheit behandelt wird, denn sie ist ein Ausdruck der Gesundheit, der Fruchtbarkeit – der weibliche Zyklus läuft wie von der Natur gedacht ab. Wenn die Periode ausbleibt, sollte man sich eher Sorgen machen, denn das ist ein Zeichen von Stress oder Krankheit.

Menstruationsgespräche zum Trend machen

Das wichtigste Mittel zur Enttabuisierung der Menstruation ist Aufklärung. Bereits an Schulen und Einrichtungen für Jugendliche Frauen und Männer beider Geschlechter sollten schamfreie Menstruationsgespräche stattfinden. Den Kreislauf von Geheimhaltung, Angst und Fehlinformationen über das Tabuthema Menstruation gilt es zu durchbrechen. Die Wahrung der Privatsphäre muss dabei zu jedem Zeitpunkt gegeben sein, denn bei aller Offenheit reden wir hier dennoch über den intimsten Bereich der Frau, für den jede ihre persönlichen Grenzen hat. Ich glaube fest daran, dass nur die offene Kommunikation für Anerkennung und Verständnis morgen kann. Männer können nie erleben wie sich eine menstruierende Frau fühlt, aber wir können versuchen es zu erklären und nur dadurch Verständnis erwarten.

Die Menstrubation Initiative sagt Regelschmerzen den Kampf an

Apropos offen darüber sprechen, The Female Company und Womanizer haben im Mai 2020 eine Initiative gestartet, die gleich zwei Tabuthemen miteinander vereint: Menstruation und Masturbation. Gesucht wurden weltweit Teilnehmer*innen, die bereit waren, für drei Monate ihre Periodenbeschwerden mit Solo Sex statt mit Ibu zu lindern. Die Ergebnisse wurden monatlich festgehalten. Nach den Testmonaten kam es zu folgendem Ergebnis: 90 Prozent der Proband*innen bestätigten, dass regelmäßige Masturbation ihre Schmerzen während der Periode gelindert hat. 85 Prozent wollen diese neue Solo-Sex-Routine auch weiterhin aufrecht erhalten. Was uns das zeigt? Dass weder das eine noch das andere ein Tabu sein sollte. Und dass es Spaß machen kann, seine Schmerzen zum Teufel zu jagen…

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Autor

Frieda arbeitete für mehr als 10 Jahre als Journalistin. Sie schrieb über Osterrezepte und Stilikonen, über den menschlichen Stoffwechsel und Michelin-besternte Restaurants. Kurzum: Sie schrieb über alles. Bis auf Sex. Und das aus gutem Grund. Lange hielt Frieda sich für durchschnittlich sexuell und überließ das Expert*innenwissen lieber anderen. Bis eine Trennung sie bewog, die Pille nach 14 Jahren abzusetzen. Da war Frieda 28. Und erst zu diesem Zeitpunkt entdeckte sie ihre wunderbare Sexualität neu. Und ihre wahre, echte, hungrige, einzigartige Libido. Seitdem praktiziert sie Sex nicht nur auf eine ganz neue Art und Weise. Sie schreibt und spricht auch darüber. Und war noch nie so erfüllt wie heute!