Instagram Hassliebe: Like-Quoten oder Female Empowerment?

love-hate relationship to instagram o diaries

Am 8.3. ist Internationaler Frauentag. Auch die Selbstdarstellungsplattform Instagram ist vorne mit dabei – #womensday. Zeit also, um einmal darüber nachzudenken, wie Fremddarstellung um Anerkennung zusammengehen mit Emanzipation und einem starken Frauenbild.

Ja, ich habe Instagram. Es macht mir Spaß, die Plattform als virtuelles Fotoalbum zu nutzen. Ich renne ja sowieso den ganzen Tag mit meinem Smartphone herum, warum nicht gleich auch Freunde, Freundesfreunde und Möchtegernfreunde (oder kurz: Follower) über all die bedeutungsvollen Alltagserrungenschaften auf dem Laufenden halten? Und ja, ich sehe gleichzeitig sehr viele negative Seiten, gerade wenn es um Schlagworte wie Female Empowerment und Body Positivity geht. Ganz ohne Ambivalenz geht es wohl nicht. Aber gerade deswegen ist es wichtig, dass wir uns hinterfragen und Gedanken machen, wie es um unsere Emanzipation bestellt ist.

Body Positivity – Selbstbild und Fremdbild

„Es ist mir wichtiger, dass Fremde, Bekannte und Freunde sehen und denken: ‚Wow, tolle Frau, tolles Leben!‘, als dass ich nur fünf Minuten wirklich so glücklich wäre, wie ich auf diesem Bild vorgebe zu sein.“ Nasti schreibt auf Im Gegenteil diese Worte und spricht damit wahrscheinlich vielen von uns aus dem Herzen. Wenn wir nicht aufpassen, wird auf einmal diese Rolle die wir spielen, die Außenwahrnehmung, wichtiger, als unser eigenes inneres Wohlbefinden. Und das 24/7. Es geht noch weiter: Wir lassen uns selbst wiederum beeinflussen von Fremdbildern, die wir für erstrebenswert halten, weil uns das eine hohe Follower- und Like-Quote Glauben macht. Wenn der Hashtag #bodypositivity plötzlich dazu führt, dass man sich in seiner eigenen Haut doch unwohl fühlt, weil immer wieder der Vergleich gezogen wird zu anderen, zu Fremdbildern die eigentlich gar nichts mit einem selbst zu tun haben, dann geht etwas gehörig schief. Oder wie rappt Käptn Peng so treffend: „Wir verarschen uns selbst für den Applaus.“

Quo vadis, Frauenrechte?

Am 8.3. ist Weltfrauentag. Wir feiern unsere Freiheit und Gleichberechtigung, die wir uns nicht einmal selbst erkämpfen mussten. Das haben Frauen früherer Generationen gemacht, unsere Mütter und Großmütter waren darunter. Oft tun wir heute so, als wäre schon alles verhandelt, als gäbe es nichts mehr, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Dass das nicht stimmt, zeigt die bestehende Ungerechtigkeit, zeigen Gesellschaften, die Frauen nach wie vor unterdrücken. Die Weltbank hat jüngst herausgefunden, dass eine wirkliche Gleichberechtigung der Geschlechter nur in sechs Ländern weltweit existiert. Sechs. Und wir merken oft nicht einmal, dass unser Verhalten in den sozialen Medien dazu führt, dass Schamgefühle und Abhängigkeiten wieder groß und stark werden. Dass wir mehr damit beschäftigt sind, uns mit anderen zu vergleichen, als auf uns selbst zu hören und damit wirkliche „Body Positivity“ an den Tag zu legen. Und wir nehmen das einfach so hin. Ich frage mich, geht das nicht auch anders? Kann ich Instagram nicht auch nutzen und trotzdem eigenständig bleiben und mich so lieben, wie ich es will? Die Kommunikation hat sich verändert, wir sind visuell und digital geprägt, das werden wir so schnell nicht wieder los. Dann muss sich eben unser Mediennutzungsverhalten ändern.

Hassliebe Instagram – Selbstdarstellung und Solidarisierung

Drehen wir den Spieß einfach mal um. Ich folge einer Vielzahl toller Frauen auf Instagram, die sich für Frauenrechte einsetzen, uns das auch der ganzen Welt, so wie Waris Dirie. Ich folge Organisationen, die sich für Demokratie und Gerechtigkeit einsetzen, wie UN Women. Und ich folge Künstlerinnen, die kritisch sind und Female Empowerment ohne Filter und Photoshop leben, so wie Rupi Kaur. Warum nutzen diese Personen und Organisationen Instagram? Weil die Frauenbewegung schon immer auf Solidarität basierte. Und weil unsere sozialen Medien im Kern eben auch Mittel der Verständigung, der Verbindung und der Solidarisierung sein können. Es gibt viele Menschen, die Instagram und Co. für ihre Zwecke nutzen und eben nicht zur reinen Selbstdarstellung. Sie informieren und klären auf, sie starten Kampagnen und setzen sich für höhere Ziele ein. Und sie kämpfen dafür, dass das Frauenbild ein starkes bleibt, dass Menschen sich global für die Rechte der Frauen einsetzen.

Ein Balanceakt

Instagram – was halten wir nun von dir? Ich würde sagen, es liegt an jeder einzelnen von uns. Und es bleibt ein Balanceakt: Welche Inhalte bekommen die meiste Aufmerksamkeit? Welche Themen werden besprochen und welche weniger? Lasst uns stark und selbstbewusst entscheiden, eben wie im echten Leben.

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Autor

Frieda arbeitete für mehr als 10 Jahre als Journalistin. Sie schrieb über Osterrezepte und Stilikonen, über den menschlichen Stoffwechsel und Michelin-besternte Restaurants. Kurzum: Sie schrieb über alles. Bis auf Sex. Und das aus gutem Grund. Lange hielt Frieda sich für durchschnittlich sexuell und überließ das Expert*innenwissen lieber anderen. Bis eine Trennung sie bewog, die Pille nach 14 Jahren abzusetzen. Da war Frieda 28. Und erst zu diesem Zeitpunkt entdeckte sie ihre wunderbare Sexualität neu. Und ihre wahre, echte, hungrige, einzigartige Libido. Seitdem praktiziert sie Sex nicht nur auf eine ganz neue Art und Weise. Sie schreibt und spricht auch darüber. Und war noch nie so erfüllt wie heute!