Internationaler Frauentag: Wen sollten wir dieses Jahr feiern?

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Audre Lorde

Wer ist Audre Lorde?

Audre bezeichnete sich selbst als „Schwarze, lesbische Frau, Mutter, Kriegerin, Dichterin“ und darf getrost als Ikone des 20.Jahrhunderts bezeichnet werden. Denn sie setzte sich aktiv ein gegen Sexismus, Rassismus und Homophobie.

Geboren 1934 in New York, war Poesie immer ein wichtiger Part von Lordes Kommunikationsstil. Sie nutze sie, um ihre Gefühle zu den wichtigsten Themen dieser Zeit auszudrücken. Nachdem sie sich bereits einen Namen als angesehene Schriftstellerin und angesehene Aktivistin gemacht hatte, zog sie nach Berlin, um eine Professur an der Freien Universität anzutreten. Zudem reiste Lorde als gefragte Gastrednerin und Dozentin zu den Themen Ideologien und soziale Bewegungen um die ganze Welt.

Nach Jahren einflussreicher Arbeit wurde bei Audre Lorde Brustkrebs diagnostiziert. Mit nur 58 Jahren starb sie in Saint Croix, wo sie mit ihrer Partnerin, der Künstlerin Gloria I. Jospeh, gelebt hatte.

Würde ich mich nicht für mich selbst definieren, würde ich in die Fantasien anderer Leute für mich gepresst und bei lebendigem Leibe aufgefressen werden. – Audre Lorde

Warum ist Audre Lorde eine Feminismus-Ikone?

Audre Lorde ist eine der wichtigsten feministischen Heldinnen aller Zeiten. Durch ihren poetischen Ansatz und ihren sozialen Aktivismus schuf sie eine neue Form der feministischen Theorie und völlig neue politische Konzepte. Lorde selbst wandte sich zunächst vom Begriff ‚Feministin‘ ab, da sie fand, dass er sich zu sehr mit der Unterdrückung von Weißen Frauen beschäftigte. Obwohl bald ein intersektionaler Feminismus entstehen sollte, fühlte sich Lorde von diesen frühen Ideologien nicht ausreichend repräsentiert und prägte stattdessen den Begriff „Womanism“. Dieser Begriff umfasste die Erfahrungen und Bedürfnisse von Women of Color und war viel umfassender.

Wenn Du Dich also als intersektionale Feministin bezeichnen würdest, dann wurdest Du von Audre Lorde beeinflusst. Ob bewusst oder unbewusst!

Diese Werke solltest Du kennen:

  • The Berlin Years: 1984–1992
  • The Black Unicorn
  • Sister Outsider

Clara Zetkin

Wer ist Clara Zetkin?

Die bekannte kommunistische Ikone und feministische Denkerin Clara Zetkin wurde 1857 in einem kleinen sächsischen Dorf in Deutschland geboren. Nach einer relativ ruhigen Kindheit zeigte sie bereits früh Interesse an Politik und blühte regelrecht auf, als sie an der Universität Lehramt studieren konnte. Nach einer Beziehung mit dem Marxisten Ossip Zetkin engagierte sie sich umso mehr für die Sozialistische Partei. Sie setzte sich verstärkt für Frauenrechte ein, insbesondere für das Wahlrecht. Und sie gründete die SPD-Zeitung „Die Gleichheit“. Zetkins Überzeugungen bewegten sich immer weiter nach links und sie verließ die Partei, um Kommunistin zu werden. Nachdem sie deswegen ins Exil geschickt wurde, starb Clara Zetkin 1933 in Moskau. Sie erhielt ein Begräbnis, das einer Heldin der kommunistischen Bewegung gebührte.

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Warum ist Clara Zetkin eine feministische Ikone?

Das Wichtigste zuerst: Der Internationale Frauentag gründet in Zetkins ursprünglicher Idee von 1911, diesen Tag überhaupt zu feiern. Auch wenn er eigentlich für Frauen aus der Arbeiterklasse gedacht war, werden heute Frauen jeder Herkunft und Identität gefeiert.

Als feurige Rednerin ebnete Zetkin den Weg für die Frauen im politischen Wandel. Ihr Einfluss dauert seit vielen Generationen an und prägte nicht nur Frauen ihrer Zeit, wie Rosa Luxemburg, sondern auch viele nach ihr.

Demet Demir

Wer ist Demet Demir?

Die 1962 im türkischen Yalova geborene Demir ist eine führende Vertreterin der modernen, intersektionalen feministischen Bewegung und eine promintente Kämpferin für die

LGBTQIA+-Rechte. Als Transfrau war Demir über einen langen Zeitraum hinweg Verfolgung durch die Regierung ausgesetzt. Im Jahr 1980 wurde sie verhaftet, weil sie an einer Demonstration zum Tag der Arbeit teilgenommen hatte, und litt anschließend 15 Monate lang unter der Gewalt des Staates. Nach Jahren der Diskriminierung fand Demir Unterstützung in progressiveren Organisationen und wurde zu einer globalen Ikone für Transfrauen sowie zu einem Instrument für den Wandel in der Türkei.

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Warum ist Demet Demir eine feministische Ikone?

Nach der Gewalt und Unterdrückung in ihren frühen Jahre fand Demir wenig Unterstützung in den linken Organisationen, die sie zuvor unterstützt hatte. Als sie erkannte, dass es an ihr lag, einen neuen Weg einzuschlagen, arbeitete Demir daran, Barrieren in Politik und Gesellschaft abzubauen.

In den 1980er Jahren trat Demir der Menschenrechtsorganisation bei und wurde zu einer Vertreterin für Trans-Menschen in der Türkei. 1999 kandidierte sie sogar für den Stadtrat. Obwohl sie bei ihren Kandidaturen für öffentliche Ämter nicht erfolgreich war, hat Demir das Licht auf den Fortschritt geworfen, der in der Türkei noch notwendig ist, und sie ist zudem eine Inspiration für Menschen auf der ganzen Welt geworden.

Judith Butler

Wer ist Judith Butler?

Die 1956 geborene Judith Butler ist eine der wichtigsten Philosophinnen und Gendertheoretikerinnen des 20. Jahrhunderts. Jahrhunderts. Ihre Arbeit ist grundlegend für das Wachstum des Third-Wave-Feminismus und hat auch den modernen Gender-Theorie-Diskurs geprägt. Butler wuchs in Ohio auf und zeigte schon in jungen Jahren ein Interesse an politischer Theorie. Nach ihrem Abschluss in Yale fing Butler an, über das Geschlecht und desseb Rolle in der Alltagsgesellschaft zu schreiben.

Bald wurde ihre erste bahnbrechende Arbeit veröffentlicht. „Performative Acts and Gender Constitution“ erschien 1988 und schlug vor, dass Geschlecht für ein breiteres gesellschaftliches Publikum aufgeführt wird und dass dies insbesondere für Frauen gilt. In den nächsten 30 Jahren schuf Butler weitere wichtige Werke und Dialoge rund um das Thema Gender und andere soziale Fragen.

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Warum ist Judith Butler eine feministische Ikone?

Als führende Philosophin und Kritikerin traditioneller Geschlechteridentitäten ebnete Butler nicht nur den Weg für eine inklusivere Vorstellung von Feminismus, sondern auch für eine offenere Version dessen, was Identitäten überhaupt sind. Aufbauend auf der Arbeit von Simone de Beauvoir bedeutet Butlers Vorstellung, dass Geschlechterkonstruktionen auf historischen Vorstellungen beruhen. Und vor allem, dass sie sich verändern können. Es gibt keine inhärente Qualität oder einen inhärenten Wert, mit dem sich Frauen identifizieren müssen, und das entfernt jede Glaubwürdigkeit hinter den Konzepten, was von einer Frau erwartet werden sollte, zu tun oder wie sie zu sein.

Diese Werke solltest Du kennen:

  • Gender Trouble (1990)
  • Bodies That Matter (1993)

Kerry Washington

Wer ist Kerry Washington?

1977 in New York geboren, zeigte sich schon früh Washingtons kreativer Geist. Sie trat einer Theatertruppe bei, nahm Tanzunterricht und studierte schließlich an der George Washington University. Nach einigen Jahren, in denen sie sich in Hollywood als Schauspielerin einen Namen machte, hatte Washington ihren großen Durchbruch mit der Shonda Rhimes-Serie „Scandal“.

Mit ihrem Power-Dressing und ihrem durchsetzungsfähigen Auftreten wurde Washingtons Charakter schnell zu einer ikonischen Vision einer Frau in einer Machtposition. Dieses Gefühl der Macht zeigte sich auch hinter den Kulissen, als Washington zu einer wichtigen Unterstützerin der Demokratischen Partei wurde und 2020 sogar als Moderatorin des DNC auftrat.

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Warum ist Kerry Washington eine feministische Ikone?

Von ihren Figuren bis hin zum realen Leben verkörpert Washington den Geist von politischer Handlungsfähigkeit und Aktivismus. Das ist besonders wichtig als Schwarze Schauspielerin in der Hauptrolle eines weltweit beliebten TV-Dramas. Neben Auszeichnungen und Anerkennung gewann sie vor allem an Einfluss.

Washington gehört zu den Unterstützer*innen von V-Day, einer globalen Bewegung, die sich für die Beendigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt einsetzt. Sie wurde auch von LGBTQIA+-Organisationen für ihre Arbeit bei der Sensibilisierung für Fragen der Diskriminierung und die Bedeutung der Gleichberechtigung zwischen den Gemeinschaften geehrt.

Rita Banerji

Wer ist Rita Banerji?

Als führende Fotografin, Autorin und Aktivistin in Indien ist Rita Banerji eines der Gesichter der globalen Bewegung gegen geschlechtsspezifische Gewalt. Durch ihre frühe Karriere als Umweltschützerin begann Banerji mit Ökofeministinnen zusammenzuarbeiten und sie konzentrierte sich mehr und mehr auf geschlechtsspezifische Themen.

Im Jahr 2008 veröffentlichte sie ihr bahnbrechendes Werk Sex and Power: Defining Histories, Shaping Societies“, in dem sie untersuchte, wie verschiedene Machtgruppen die gesellschaftlichen Sitten und Einstellungen zu Sex beeinflussen. Außerdem rief sie die Kampagne „50 Million Missing“ ins Leben, die das Bewusstsein für das Problem der Gewalt und Morde an Frauen in Indien schärfte.

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Es geht um die Anerkennung von Frauen als Individuen mit bestimmten Grundrechten, darunter das Recht auf Sicherheit und persönliche Entscheidungen, die niemand, auch nicht die Familie, verletzen kann – Rita Banerji

Warum ist Rita Banerji eine feministische Ikone?

Die Kampagne „50 Millionen Vermisste“ hat eine weitreichende Wirkung erzielt. Durch die ganzen Fotos und persönlichen Geschichten gab Banerji den Verbrechen gegen Frauen Gesichter, anstatt sie als Statistiken zu behandeln. Im Laufe der Jahre hat Banerji den Ruf nach dramatischen Veränderungen in Indien fortgesetzt und plädiert sogar für eine feministische Revolution.

Simone de Beauvoir

Wer ist Simone de Beauvoir?

1908 geboren, wuchs de Beauvoir gutbürgerlich in Paris auf. Dank ihres Zugangs zu Bildung und aufgeschlossenen Dialogen wurde sie bald politisch aktiv. Nach dem Studium an der Sorbonne wurde de Beauvoir Lehrerin, bis sie allein von ihrer schriftstellerischen Arbeit leben konnte. Nachdem sie eine romantische Beziehung zu ihrem Philosophenkollegen Jean-Paul Sartre eingegangen war, begannen sie, die Theorien und Werke des jeweils anderen zu kritisieren und ihm Feedback zu geben.

Obwohl sie nie heirateten, waren die beiden für den Rest ihres Lebens in einer langfristigen, offenen Partnerschaft. Dies schockierte die Gesellschaft und weckte gleichzeitig das Interesse an ihrem Lebensstil. Während ihres Lebens veröffentlichte de Beauvoir eine Reihe von Werken, aber das berühmteste ist „Das zweite Geschlecht“ von 1949.

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„Man wird nicht geboren, sondern zur Frau“ – Simone de Beauvoir

Warum ist Simone de Beauvoir eine feministische Ikone?

Als eines der einflussreichsten Werke der feministischen Bewegung hat „Das zweite Geschlecht“ die feministische Theorie in dem Jahrhundert nach seiner Veröffentlichung geprägt. Indem sie an einer Dekonstruktion der Geschlechtsidentität und der gesellschaftlichen Erwartungen an das Frausein arbeitete, nahm de Beauvoir viele der Rechtfertigungen für etablierte Geschlechterrollen auseinander. Ihr Werk hat auch spätere Philosophinnen wie Judith Butler beeinflusst.

kimberlé crenshaw

Kimberlé Crenshaw

Wer ist Kimberlé Crenshaw?

Der moderne intersektionale Feminismus, wie wir ihn kennen, ist so jung, dass seine Schöpferin heute gerade mal  61 Jahre alt ist. Geboren 1959, ist Crenshaw eine der einflussreichsten Feministinnen der Gegenwart. Ihre bahnbrechende Arbeit über die Rolle von Geschlecht, Rasse, ökonomischem Status und Sexualität im Zusammenspiel mit der feministischen Theorie entwickelte nicht nur die Ideologie der Bewegung, sondern machte sie auch inklusiver.

Nach Jurastudium und Lehrtätigkeit wurde Crenshaw grundlegend für die Entwicklung des Konzepts der kritischen Rassentheorie. Seitdem arbeitet sie mit Think Tanks auf der ganzen Welt daran, die Linse der Identitätspolitik zu verschieben.

Warum ist Kimberlé Crenshaw eine feministische Ikone?

Intersektionalität ist ein Kerngedanke des modernen Feminismus. Menschen dazu zu ermutigen, über die Grenzen ihrer eigenen persönlichen Erfahrung hinauszublicken, ist entscheidend für die Schaffung einer inklusiven Bewegung, die mit größerer Wahrscheinlichkeit wirksame Veränderungen hervorbringen wird. Von ihren Arbeiten in den 1980er und 1990er Jahren bis hin zur My Brother’s Keeper-Kampagne ist Crenshaw eine prägende Stimme für das kontinuierliche Wachstum der feministischen Bewegung.

Marielle Franco

Wer ist Marielle Franco?

Journalistin, Soziologin, Feministin, Politikerin und Menschenrechtsaktivistin – Marielle Franco war vieles und vor allem war sie eine Ikone der brasilianischen Frauenbewegung. Geboren in einem Slum in Rio de Janeiro, begann Franco im Alter von 11 Jahren zu arbeiten, um ihre Familie zu unterstützen. Der wirtschaftliche Stress ihrer Kindheit wurde grundlegend für ihren Antrieb und ihr Engagement für die Gleichberechtigung aller Menschen.

Nach ihrem Studium an der Universität im Jahr 2000 begann Franco für Politiker und lokale Komitees zu arbeiten. Schließlich kandidierte sie 2016 selbst für das Amt. Nach ihrer Wahl wurde Franco eine Vertreterin für Frauen und die Slums. Sie wurde auch eine Stimme gegen rassistische Gewalt und sprach sich für Genderfragen und reproduktive Rechte aus.

Im Jahr 2018 kritisierte sie die Polizei und deren Hang zur Gewalt. Kurz darauf wurden sie und ihr Fahrer in ihrem Auto tödlich erschossen, nachdem sie eine Veranstaltung zu den Rechten Schwarzer Frauen verlassen hatten. Zwei ehemalige Polizeibeamte wurden schließlich für den Mord an ihr verurteilt.

Warum ist Marielle Franco eine feministische Ikone?

Aus ärmlichen Verhältnissen kommend, verstand Franco schon als 11-Jährige das Ungleichgewicht der Machtstrukturen auf einer ganz persönlichen Ebene. Ihr Kampf, die ihr in den Weg gelegten Barrieren zu überwinden und schließlich als politische Vertreterin dagegen zu kämpfen, klingt wie ein Hollywood-Film.

Leider gab es kein Happy End für Franco, die wegen ihrer Bemühungen, die institutionelle Frauenfeindlichkeit und den Rassismus in ihrem Heimatland zu bekämpfen, ermordet wurde. Für ihre Tapferkeit und Stärke ist Franco heute eine feministische Ikone auf der ganzen Welt.

Trinh T. Minh Ha

Wer ist Trinh T. Minh-ha?

Trinh T. Minh-ha, 1952 in Hanoi geboren, ist eine vietnamesische Ikone des Filmemachens, der Literatur und der Komposition. Sie ist außerdem Professorin an der UC Berkeley. Im Süden Vietnams aufgewachsen, hatte Minh-ha einen unglaublichen Wissensdurst und zeichnete sich in einer Reihe von verschiedenen Bereichen aus. Danach studierte sie an verschiedenen Universitäten auf der ganzen Welt und wurde zu einer weltweit führenden Wissenschaftlerin im Bereich feministischer Theorie und Gender Studies. Ihr Werk, „Woman, Native, Other: Writing Postcoloniality and Feminism“ aus dem Jahr 1989 war bahnbrechend und ist zu einem Grundpfeiler des modernen Feminismus geworden.

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Einfach nur „eine Schriftstellerin“ zu sein, sichert einem zweifelsohne einen weitaus gewichtigeren Status als „eine farbige Frau, die schreibt“ zu sein. – Trinh T. Minh-Ha.

Warum Trinh T. Minh-ha eine feministische Ikone?

Mit ihrer Arbeit, die so breit gefächert ist wie ihre Vergangenheit, hat Minh-ha eine neue Perspektive geschaffen, aus der heraus der moderne Feminismus analysiert werden kann. Ihre Arbeit gegen die Betrachtung von Dingen als nur eines von zwei Dingen befürwortet nicht nur die Einbeziehung vielfältiger Ansichten und Erfahrungen, sondern behauptet auch, dass die binäre Opposition die patriarchalischen Strukturen unterstützt, an deren Beendigung der Feminismus arbeitet.

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